Die Schärer & Schläpfer AG stellt schon immer Serepon her. Nun investiert sie in eine neue Anlage. Was verspricht sie sich davon, was bedeutet das für die Kunden und was überhaupt ist Serepon, auch Türkischrotöl genannt? In loser Folge wollen wir diesen und weiteren Fragen nachgehen. In Teil 1 beleuchten wir die Geschichte des Türkischrotöls.

Die Geschichte des Türkischrotöls – Verbindung mit Historie

Seit dem Gründerjahr 1947 produziert die Schärer & Schläpfer AG sulfoniertes Rizinusöl, ein Dispergator, der unter dem Produktenamen Serepon in den Handel kommt. Bekannt ist er auch als Türkischrotöl (INCI-Bezeichnung: Sulfates Castor Oil). Es gilt als Vorläufer der modernen synthetischen Tenside und wird heute noch gerne in der Leder- und Textilindustrie, aber auch in Ökowaschmitteln und Kosmetik- und Pflegeprodukten eingesetzt, etwa in Lippenstiften, Badeölen und Shampoos. «Seit Anfang der Pandemie mischen wir für uns ein Händedesinfektionsmittel. Da geben wir etwas Serepon dazu, damit es die Hände nicht austrocknet», sagt Roland Borner, Leiter Entwicklung. «Die Leute lieben es, weil es die Hände wunderbar fein macht.»

Serepon ist also eines der ersten Produkte der Schärer & Schläpfer AG. Die Substanz selbst hat indes eine noch längere Historie. 1834 stellte der deutsche Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge (1794-1867) den Vorläufer der modernen synthetischen Tenside her: das sulfonierte Öl aus Schwefelsäure und Olivenöl. Später wurde das Olivenöl durch das billigere Rizinusöl ersetzt. Ergebnis war das Türkischrotöl.
 

«Die Leute lieben es, weil es die Hände wunderbar fein macht.»

Runge leistete darüber hinaus Pionierarbeit in der Papierchromatographie, isolierte als Erster Koffein und wurde bekannt für seine Arbeiten zur technischen Verwertung des Steinkohlenteers, der damals in grossen Mengen bei der Leuchtgas- und Koksherstellung aus Steinkohle anfiel: Abfall, der entsorgt werden musste. Daraus isolierte, charakterisierte und benannte Runge Substanzen wie Anilin, Chinolin, Pyrrol oder Phenol – Grundbausteine für zahlreiche Produkte der chemischen Industrie ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

 

Doch zurück zum Türkischrotöl. Die klare, meist bernsteinfarbene bis dunkelrote wasserlösliche Flüssigkeit wurde zunächst als Egalisierungsmittel, d.h. Lösungsvermittler gebraucht für die Farbe Türkischrot. Daher auch der Name. Gibt man das Öl beim Färben dazu, dringt die Farbe besser in die Textilfasern ein. Dasselbe gilt für das Wasser beim Waschen. Dies dank der sehr guten emulgierenden und benetzenden Wirkung des Türkischrotöls, das auch unter der Bezeichnung Tournantöl bekannt ist. Oder eben Serepon: das traditionsreichste Produkt der Schärer & Schläpfer AG.