Serepon – ein vielfältig einsetzbares Mittel
Die Schärer & Schläpfer AG investiert in eine neue Sereponanlage. Was verspricht sie sich davon, was bedeutet das für die Kunden und was überhaupt ist Serepon, auch Türkischrotöl genannt? In loser Folge wollen wir diesen und weiteren Fragen nachgehen. Teil drei zeigt auf, wo das Traditionsprodukt heute noch Verwendung findet und was es mit dem Hauptrohstoff Rizinusöl auf sich hat.
Es gibt zwar modernere Tenside, wie Roland Borner, Leiter Entwicklung der Schärer & Schläpfer AG, sagt. Dennoch wird Türkischrotöl nach wie vor in vielen Bereichen verwendet; ja das Traditionsprodukt (Schärer & Schläpfer produziert es seit 1947) erlebt gar ein eigentliches Revival – auch wegen der zunehmenden Beliebtheit von Ökoprodukten:
Türkischrotöl findet sich in Wasch- und Spülmitteln, Klarspülern, Schaumbädern, Shampoos, Rasiergels, Lippenstiften, Eyelinern und zahlreichen anderen Produkten des täglichen Bedarfs.
Auch in konventionellen. Die klare, schwach braungelbe bis dunkelrote, ölige Flüssigkeit riecht angenehm nussig und schmeichelt der Haut. Zwar sind Sensibilisierungen auf Türkischrotöl bekannt, in aller Regel ist das anionische Tensid aber sehr gut hautverträglich.
Einsatzgebiete
Auch als Färbehilfsmittel und Emulgator spielt Türkischrotöl bis heute eine bedeutende Rolle. In der Textilindustrie wird es darüber hinaus zum Bleichen, Drucken und für die Appretur eingesetzt, d.h. für die Veredelung von Stoffen, Garnen, Fasern, Leder. Es ist wasserlöslich und hat ausgezeichnete Benetzungseigenschaften, ein weiterer wichtiger Grund für seine ungebrochene Beliebtheit in der Textilindustrie. Genutzt wird Türkischrotöl bis heute auch in der grafischen Industrie, in der Galvanik, der Reifen- und Seifenindustrie oder für die Herstellung von Druckereichemikalien.
Herstellung
Rizinusöl, die Basis des hochwertigen Türkischrotöls der Schärer & Schläpfer AG, wird aus den Samen des Afrikanischen Wunderbaums (Ricinus communis), gewonnen, einem extrem schnellwüchsigen Wolfsmilchgewächs (Euphorbiaceae): binnen drei bis vier Monaten wird der Spross zu einem bis zu fünf Meter hohen Baum! Der ist auch als Christuspalme bekannt und wurde schon im alten Ägypten vor über 4000 Jahren als Ölpflanze genutzt: das Öl diente als Brennstoff für Öllampen und als Heilmittel. Auch im antiken Griechenland wurde es innerlich und äusserlich angewandt. Dabei sind die Samen des Wunderbaums hochgiftig: Schon sechs Samen bei Kindern und ca. zehn Samen bei Erwachsenen sind eine kritische Dosis; verschluckt man mehr, droht der Tod. Der Grund: das Rizin, das in der Schale enthalten ist - eines der giftigsten bekannten Eiweisse, das in der Natur existiert. Als letale Dosis gelten 0,25 Milligramm. Es gibt kein Gegengift.
Das aus den Samen gewonnene Rizinusöl hingegen - in der Pharmazie auch Kastoröl genannt - wird nicht nur in der Industrie und Kosmetik genutzt, sondern auch in der Medizin: Wegen seiner hohen Polarität als Lösungsmittel, wird es für zahlreiche Arzneimittel verwendet, ebenso als Hilfsstoff für Formulierungen der Pharmazeutik, z.B. Sexualhormone und Augentropfen. Bekannt ist Rizinusöl indes vor allem als starkes Abführmittel (es gibt sanftere Möglichkeiten!) und, dank der keimtötenden und entzündungshemmenden Wirkung, zur Behandlung von Hautproblemen wie Neurodermitis, Akne, Hautrötungen, Warzen und Pickel sowie zur Pflege von Altersflecken, Narben und Haaren (es nährt sprödes Haar und sorgt für lange Wimpern, dichtere Augenbrauen und volleres Haar).
Rizinusöl besteht zu ca. 80–85% aus dem Triglycerid der Ricinolsäure, das die Produktion des hauteigenen Kollagens fördert. Dieses wiederum sorgt für straffe und weiche Gesichtshaut.
Deshalb können mit Rizinusöl kleine Falten um Nase, Mund und Augen geglättet werden. Aus Rizinusöl werden ausserdem Schmierstoffe für Maschinen und Lacke hergestellt.
Weltweit werden ca. 600 000 Tonnen Rizinusöl verbraucht. Für die Herstellung von einem Kilogramm Öl werden bis zu 1 800 Samen des Wunderbaums benötigt. Achtzig Prozent der Weltmarktproduktion stammen aus Indien, Brasilien und China. Aber auch in Äthiopien, Paraguay, Thailand, Vietnam, Südafrika, den Philippinen und in Angola wird der Wunderbaum angebaut. Die Schärer & Schläpfer AG bezieht ihr Rizinusöl aus Indien. Das Türkischrotöl entsteht durch die Schwefelbehandlung des Rizinusöls (Sulfonierung resp. Sulfatierung).